World Masters 2024: Einzel

WMC 2024 in Rom: Peter Wode und Thomas Huck im Doppel

Die erstmals unter ITTF-Flagge ausgetragene Tischtennis-WM der Ü40er im Einzel, Doppel und Mixed ist Geschichte. In Rom gingen letzte Woche über 6.000 Aktive aus über 100 Ländern an die Tische. Jede fünfte Meldung kam aus Deutschland. Es gab viel Lob, aber auch Kritik am weltweit größten Tischtennis-Event aller Zeiten. Unser 10-köpfiges Team mit 7 Aktiven und 3 „Coaches“ ist inzwischen wieder zurück in Deutschland oder per Motorrad auf dem Rückweg.

Eine während der letzten Tage viel gestellte Frage vorweg: Warum kommt dieser Beitrag so spät und nicht wie sonst während der Wettkampfwoche? Dafür gibt es mehrere Gründe, wenn auch einen gravierenden. Komplett fit während der Tage in Rom und Fregene waren nur 4 von uns. Die Mehrheit hatte neben der Hitze mit Magen-Darm-Problemen oder anderen Infekten zu kämpfen.

Dass 4 von uns sich als Andenken Corona mitbrachten, wurde erst später klar. Durch Italien läuft gerade eine unerwartet heftige Sommerwelle und eine WM ist natürlich immer ein Spreader-Event, wie schon die EM in Rimini vor 2 Jahren zeigte. Auch mich hat es heftig erwischt. Schon während der Wettkampfwoche fühlte ich mich schlapp und war neben sportlichen Aktivitäten zu nichts in der Lage. Am Sonntag sorgten fachmännische Wadenwickel meiner Mixedpartnerin dafür, dass ich überhaupt transportfähig war.

Auf dem Weg der Genesung habe ich beschlossen, nachträglich thematisch statt chronologisch die WM aufzuarbeiten: Einzel, Doppel, Mixed. Los geht’s mit dem Einzel, das am vorletzten Montag mit der Gruppenphase begann, bevor am Donnerstag die jeweils zwei Gruppenersten im Main Draw (Hauptfeld) um WM-Titel kämpften, während Platz 3/4 in der Consolation (Trostrunde) die „Weltmeister der Herzen“ ermittelten.

Eine letzte Vorbemerkung: Kenner meines Blogs wissen, dass ich keine objektiven Eventberichte sondern subjektive, persönliche Posts zu unserem Team bzw. unserer Hausbesatzung schreibe. Natürlich sind wir letzte Woche hunderten Weggefährten, ehemaligen Vereins-, Mannschafts- oder Studienkollegen begegnet. Deren WM-Schicksale hier auch zu erwähnen, würde den Rahmen sprengen.

Quartett im Hauptfeld

Nach Landung unserer Flieger aus Frankfurt und Berlin am Samstag ging’s per Leihwagen zu unserer Villa in Fregene. Auch Schlich traf nach 5 Tagen Fahrt per Motorrad ein. Am Sonntag standen Akkreditierung, erstes Training, Großeinkauf und Strand auf dem Programm. Montag früh klingelten unsere Wecker und es ging für alle 10 in die Messehallen der Fiera Roma, wo über 300 Tische auf uns warteten.

WMC 2024 in Rom mit Peter, Karin, Schlich, Thomas und Petra
WMC 2024 in Rom mit v. l. Peter, Karin, Schlich, Thomas und Petra

Karin, Thomas und Schl(ich) ;o) konnten am ersten Wettkampftag jeweils Gruppensiege verbuchen. Am schwersten hatte es dabei Claus „Schlich“, der mit einer Niederlage nur aufgrund des besseren Satzverhältnisses das Hauptfeld erreichte. Sein schwedischer Gegner Martensson musste sich trotz gleicher 2:1-Bilanz mit Platz 3 begnügen. Karin, Thomas und ich dominierten unsere Gruppen mit jeweils 3:0 ohne Niederlage, Thomas und ich sogar ohne Satzverlust.

Ein außergewöhnlich wertvolles Gastgeschenk überreichte mir mein sympathischer Gegner Christophe Lestage (FRA) mit gleich zwei Weinflaschen aus seiner Heimat Bordeaux. Nochmals vielen Dank an Christophe! Ja, wir hätten den Wein während der letzten Woche trinken sollen, bevor er auf dem Rückflug im Koffer zu einem Gewichtsproblem wurde. Der von mir an ihn überreichte Kümmerling war da handlicher.

Christophe überreicht 2 Flaschen Bordeaux aus seiner Heimat
Christophe überreicht 2 Flaschen Bordeaux aus seiner Heimat

Dünner wurde die Luft am Donnerstag im Hauptfeld. Schlich musste als erster unseres Quartetts nach Freilos in Runde 1 die Segel streichen. Die langen Noppen seines Gegners Ratfai (HUN) lagen Claus nicht und er spielte bei seiner 2:3-Niederlage in Runde 2 unter seinen Möglichkeiten. Ebenfalls per Freilos erreichte Thomas die Runde 2, wo er den Bulgaren Stefanov 3:1 schlagen konnte. In Runde 3 spielte er gegen den Penholderspieler Yeh (TPE) am Limit und verpasste im fünften Satz zu 8 nur knapp Runde 4.

Hauptrunde 3 gegen späteren Weltmeister

Wie Thomas schaffte auch ich nach Siegen über den früheren österreichischen Hochschulmeister Rieser (3:1) und den Iren McAnaney (3:0) den Einzug in Runde 3. Dort wartete unter den letzten 128 kein geringerer als Europameister Lars Hauth (DEN), den wir bereits von Turnieren vor Jahrzehnten in Esbjerg kannten. Im Gegensatz zu Schlich liebe ich das Spiel gegen Abwehrspieler wie McAnaney mit langen Noppen. Was ich gar nicht mag sind Linkshänder wie Lars. Das machte die unlösbare Aufgabe nicht leichter.

WMC 2024 Hauptrunde 3: Peter Wode (GER) - Lars Hauth (DEN)
WMC 2024 Hauptrunde 3: Wode (GER) – Hauth (DEN)

Warum der sympathische Däne mit 2.248 Q-TTR-Punkten nicht gesetzt war, weiß nur die ITTF. Mehr hatte bei den 60ern mit 2.330 nur der Chinese Pan zu bieten. Somit hätte Hauth nach Q-TTR bzw. andro-Rangliste auf 2 gesetzt werden müssen. Die Setzung nur auf Basis von Ergebnissen der letzten WM, EM bzw. Asienmeisterschaft war einer der großen Kritikpunkte der WMC 2024. Alle drei Events hatten vergleichsweise geringe Teilnehmerzahlen und waren nicht repräsentativ für spätere Setzungen.

Der erste Satz, in dem Lars das aus Sicht des Schiedsrichters zu helle Shirt (Foto) wechseln musste, verlief auf Augenhöhe und ging knapp an den Dänen. In den zwei folgenden überrollte mich der spätere Weltmeister. Meinen Glückwunsch zum Titel, auf den sicher auch der 25-fache Deutsche Meister Zsolt-Georg Böhm hoffte, der am Ende Bronze holte. Mit einer besseren Auslosung hätte ich evtl. mehr als Platz 65 erreichen können. Bei über 800 Meldungen in meiner Altersklasse kann ich aber zufrieden sein.

Von der Platzierung am erfolgreichsten war Karin als 17. bzw. unter den letzten 32 der 60er Damen. Wie Thomas und ich erreichte sie Runde 3, das Hauptfeld der Herren (512) war aber viermal so groß wie das der Damen (128). In Runde 1 tat sich Karin schwer und erkämpfte sich ein 3:2 gegen Green (IRL). Besser lag ihr in Runde 2 die spanische Abwehrspielerin Pajares (3:0), bevor sie die Chinesin Tang mit -3, -3, -2 entzauberte.

Trio in der Consolation

Auch die Gruppenspiele von Petra, Andrea und Olaf liefen ab Montag früh. Petra hatte eine „Todesgruppe“ erwischt, in der selbst die neunmalige Europameisterin Popova nicht ohne Niederlage blieb. Die bereits erwähnte umstrittene bzw. fehlende Setzung/Verteilung spielstarker Akteure zeigte sich auch hier. Da sollte die ITTF dringend bis zur nächsten WM 2026 in Südkorea ihre Hausaufgaben machen. Als leidtragende der Gruppe 15 reichte es für Petra mit 0:3 nur zu Platz 4.

Einen Sieg mehr und damit einen Platz besser in ihrer Gruppe erreichte Andrea, während Olaf in seiner 3er Gruppe ohne Satzgewinn blieb. Wie er selbst sagte, war diese WM eine Nummer zu groß für ihn. Nach Überraschungserfolgen vor 2 Jahren bei der EM in Rimini war die Euphorie noch groß. Aber vielleicht läuft es ja in der Consolation am Donnerstag für ihn sowie Petra und Andrea besser.

Leider wurde diese Hoffnung für Olaf am Donnerstag im Keim erstickt als er – wie es der Zufall will – gegen Schlichs Doppelpartner Rivera Campos (ESP) ran musste und beim 0:3 chancenlos war. Besser lief die Consolation bei „Klekih“ Petra und Andrea, die es nach je 4 Siegen beide ins Viertelfinale schafften. Obwohl in der Trostrunde keine Medaillen verteilt werden, wäre eine Halbfinalteilnahme wünschenswert gewesen. Die aus dem Vorjahr siegesgewohnte Petra war mit zu 10 im Fünften denkbar knapp dran. Dass alle trotzdem Spaß hatten, zeigt u. a. das folgende Foto.

WMC 2024: Olaf und Andrea
WMC 2024: Olaf und Andrea gut gelaunt

Unsere Coaches Alex, Gabi und Gesa unterstützten uns am Montag wo und wie sie nur konnten. Als Ruhe ausstrahlende mentale Unterstützerinnen, jubelnde Fans oder Medienbeauftragte für Fotos und Videos waren sie tatkräftig im Dauereinsatz. Vielen Dank dafür! Alle Einzel-Ergebnisse gibt’s hier. Morgen berichte ich zu unseren Doppeln vom Dienstag und Freitag.

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