Hart zuschlagen – auch mit vier Schlägern
Während der Tischtennis-WM traf ich am Finaltag die Vizeweltmeisterin und aktuelle Nr. 2 der Weltrangliste im Racketlon, Amke Fischer (33, links im Bild) aus – man glaubt es kaum – der TTWM-Stadt Düsseldorf. Mit dabei die ehemalige Nr. 26 der Racketlon-Welt, Jenny Schmitz (34, rechts im Bild) aus Köln. Da ich Amke bereits 1999 in Sachen Tischtennis kennen lernte, früher zusammen mit ihr bei internationalen TT-Turnieren im Mixed sowie selbst im Racketlon bei WMs und EMs gestartet bin, ergab sich spontan ein Gespräch.
Doch was ist Racketlon? Ein Vierkampf aus Tischtennis, Badminton, Squash und Tennis, der in dieser Reihenfolge – vom kleinsten zum größten Schläger – gespielt wird. Jeder Punkt zählt. Und so kann es schon mal vorkommen, dass man nach drei Sportarten uneinholbar gegen seinen Gegner vorn liegt und es zum Tennis gar nicht mehr kommt.
Hier glänzen in erster Linie Generalisten statt Spezialisten. Diese Erfahrung musste auch die fünffache Deutsche und zweifache Tischtennis-Europameisterin Olga Nemes machen, als sie bei der Racketlon-WM 2008 in Fürth startete und trotz hoher Siege in „ihrem“ Sport beim insgesamt sehr athletischen und konditionsbetonten Racketlon chancenlos blieb.
Für Amke und Jenny ist Tischtennis Sportart Nr. 1, mit der sie auf Turnieren mehr Punkte als mit einer der anderen drei Rückschlagsportarten sammeln. Jenny, westdeutsche Schülermeisterin von 1996 und Amke, U19-Siegerin von New South Wales 2001 (Australien, während eines Austauschjahrs) spielen aktuell „nur noch“ in der Tischtennis-Oberliga bzw. Verbandsliga. Mit Sport-Events kennen sie sich nach über 20 Jahren Erfahrung aus.
Racketlon: In China (noch) nicht populär
„Die WM in Düsseldorf ist sehr gut und professionell organisiert. Schade, dass der Finaltag ohne deutsche Beteiligung stattfindet“, waren sich beide einig. Und was sagen sie – am Ende mit einem Augenzwinkern – zur TT-Weltmacht China? „Die anhaltende Dominanz der Chinesen hier in Düsseldorf ist beeindruckend. Glücklicherweise haben sie Racketlon noch nicht für sich entdeckt.“
Erstaunlich, dass Racketlon in Asien (noch) nicht verbreitet oder beliebt ist. Dabei dominieren Asiaten auch Badminton bzw. stellt China mit CHEN Long bei den Herren sogar die aktuelle Nr. 1 der Weltrangliste. Vermutlich mangelt es an der Popularität von Tennis und Squash oder Sportanlagen, in denen alle vier Sportarten parallel spielbar sind. Auch in Europa und Deutschland nicht immer unproblematisch.
Für Amke steht als nächstes Turnier in zwei Wochen das Super World Tournament in Winnipeg auf dem Programm, zusammen mit Jenny danach die German Open und die EM. Für ihre sportliche Zukunft – egal ob im Tischtennis oder Racketlon – wünschen wir den beiden viel Erfolg.
Weltmeister 2017: DING Ning und MA Long
Nachdem DING Ning bereits gestern mit 4:2 im Finale gegen ZHU Yuling die Titelverteidigung gelang, versuchte dies nach 2015 heute auch MA Long. Was er dann aber im Finale gegen seinen Landsmann FAN Zhendon zeigte, was der absolute Wahnsinn und verdienter Höhepunkt dieser WM. FAN Zhendon hatte bereits im Halbfinale gegen den Koreaner und ZHANG-Jike-Bezwinger LEE Sangsu seine Überlegenheit gezeit, als er bei 3:0 und 10:0 bewusst einen Fehlaufschlag machte, um seinen Gegner nicht mit 11:0 zu demütigen.
Bei Ma Longs 3:1-Führung sah noch alles nach einer klaren Angelegenheit aus. Doch dann kämpfte sich Fan Zhendong mit seinem unglaublich harten und kompromisslosen Spiel ins Match und zum 3:3 Satzausgleich zurück. Als er dann sogar mit 9:7 im Entscheidungssatz in Führung ging, wechselten alle Fotografen von Ma Longs auf seine Seite, um nach drei Punkten in Folge für Ma Long wieder zu ihm zurückzukehren. Am Ende verteidigte der alte Weltmeister im „verrücktesten Spiel seiner Karriere“ seinen Titel hauchdünn mit 12:10 im siebten Satz. Herzlichen Glückwunsch an alle Titelträger und Medaillengewinner!